Landwirtschaft und Agrarhandel brauchen Zuwanderung

Der Klimawandel und der demografische Wandel stellen die Landwirtschaft und den Agrarhandel vor enorme Herausforderungen. Während die Bevölkerung in vielen Ländern wächst, fehlen in Europa zunehmend Arbeitskräfte, die unsere Lebensmittelversorgung sicherstellen.

Gleichzeitig erfordern klimatische Veränderungen neue Anbaumethoden und Handelsstrategien. Eine gezielte Zuwanderungspolitik könnte hier nicht nur Abhilfe schaffen, sondern langfristig Innovation und Stabilität fördern.

Arbeitskräftemangel bedroht die Lebensmittelversorgung
Schon heute leiden landwirtschaftliche Betriebe unter Fachkräftemangel. Saisonarbeiter, die früher aus Osteuropa kamen, werden seltener. Gleichzeitig altert die europäische Landbevölkerung rapide – in Deutschland liegt das Durchschnittsalter der Landwirte bei über 55 Jahren. Wer soll in Zukunft die Felder bestellen, die Ernte einfahren und die Rohstoffe für die Lebensmittelproduktion liefern? Schließlich steht die Landwirtschaft in Deutschland  vor erheblichen demographischen Herausforderungen, die ihre Zukunftsfähigkeit gefährden.

Überalterung der Landwirte

Ein signifikanter Teil der landwirtschaftlichen Betriebsleiter ist im fortgeschrittenen Alter. Laut Daten des Deutschen Bauernverbands aus dem Jahr 2016 waren 34 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft älter als 55 Jahre, während dieser Anteil in der übrigen Erwerbsbevölkerung bei 22 % lag. (bauernverband.de)

Rückgang der jungen Betriebsinhaber

Die Anzahl junger Betriebsinhaber nimmt kontinuierlich ab. 2010 waren noch 32 % der Betriebsinhaber jünger als 45 Jahre; bis 2016 sank dieser Anteil auf 25 %. Gleichzeitig stieg der Anteil der Betriebsinhaber ab 55 Jahren von 32 % auf fast 40 %. (bauernverband.de)

Nachfolgeprobleme

Die Sicherung der Hofnachfolge ist ein weiteres zentrales Problem. Bei rund 110.000 landwirtschaftlichen Einzelunternehmen mit einer Betriebsleitung über 55 Jahren war die Nachfolge in 63 % der Fälle unklar. Lediglich bei 37 % dieser Betriebe stand die Hofnachfolge fest, wobei 7 % eine feststehende Nachfolgerin und 30 % einen feststehenden Nachfolger hatten. (praxis-agrar.de)

Aber es gibt auch andere gute Gründe:

Zuwanderung bedeutet nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern auch neues Wissen. Viele Migranten haben in ihren Heimatländern landwirtschaftliche Erfahrung – oft mit nachhaltigen und ressourcenschonenden Methoden. Diese Techniken können helfen, mit weniger Wasser auszukommen, Böden zu regenerieren und klimaresistente Anbaumethoden zu etablieren.

Auch der internationale Agrarhandel profitiert von Migration. Der Zugang zu globalen Märkten erfordert interkulturelle Kompetenz, Sprachkenntnisse und Vertrauensbeziehungen. Menschen mit Migrationshintergrund können wertvolle Brücken zwischen Produzenten, Händlern und Verbrauchern bauen – ein Vorteil, den Europa nutzen sollte.

Statt Zuwanderung als Bedrohung zu sehen,  müssen wir sie als wirtschaftliche und gesellschaftliche Chance begreifen und fördern. Eine gezielte Einwanderungspolitik, die den Agrarsektor stärkt, kann nicht nur die Lebensmittelversorgung sichern, sondern auch Innovation und Wettbewerbsfähigkeit fördern. Weltweit sind Länder mit bewusst offener Einwanderung wie Canada oder Singapur die stabilsten Volkswirtschaften.