Ein gutes Leben und eine sichere Zukunft sind grundlegende Rechte aller Menschen. Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise hat das für viele Menschen, insbesondere in den reichen Ländern des globalen Nordens, bislang ermöglicht. Ihr immenser Ressourcen- und Energiebedarf ging und geht jedoch zu Lasten anderer Menschen in ärmeren Regionen, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika. Sie führt zu Umweltzerstörung, Artensterben und Klimawandel und gefährdet damit unsere Lebensgrundlagen als Menschein insgesamt.
Veränderter Umgang mit Energie und Ressourcen – gleich Verzicht? …
Daher müssen wir unseren Material- und Energiekonsum drastisch verringern. Nur so können wir unserer globalen Verantwortung für eine menschenwürdige Zukunft gerecht werden. Damit verbundene Veränderungen werden oft mit Verzicht gleichgesetzt, einem Tabubegriff unserer Gesellschaft. Aber aufgrund unserer Lebensweise verzichten wir bereits heute auf Vieles, etwa
- auf ein Klima, in dem sintflutartige Regenfälle, zerstörerische Stürme, Dürre- und Hitzeperioden,
Überschwemmungen und Erdrutsche die Ausnahme sind, nicht die Regel - auf soziale Gerechtigkeit auf lokaler, nationaler und globaler Ebene
- auf saubere Luft, Artenvielfalt und Naturerleben
- auf Sicherheit der Nahrungs- und Wasserversorgung
- auf öffentliche Räume in unseren Städten, die lärmfrei, vielfältig nutzbar und verkehrssicher sind
- und durch all das auf ein gutes Leben und eine sichere Zukunft vieler Menschen.
… oder Einstieg in die notwendige gesellschaftliche Transformation?
Eine zentrale Rolle kommt hierbei der Frage von Energieversorgung und Energieverbrauch zu. Denn Energie benötigen wir nicht nur für Strom, Wärme und Kraftstoffe; Energie steckt in allen Produkten, die wir konsumieren. Art und Umfang von Energieproduktion und Energiekonsum haben entscheidend zum Klimawandel und zur Gefährdung der Lebensgrundlagen beigetragen, die bisherigen Bemühungen zum Klimaschutz und zur Energiewende reichen dagegen bei weitem nicht aus. Denn sie werden ausschließlich als technologische Herausforderungen betrachtet. Dies greift jedoch zu kurz – ohne Reduktion unseres Energie- und Ressourcenverbrauchs und ohne eine Änderung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise, werden Klimaschutz sowie eine sozial- und naturverträgliche Energiewende nicht möglich sein. Wir stehen in erster Linie vor einer sozialen und kulturellen Herausforderung.
Jetzt beginnen!
Daher müssen alle gesellschaftlich relevanten Entscheidungsträger*innen, besonders von der Bundesregierung und den Landesregierungen, ihrer Verantwortung gerecht werden, endlich wirksame Maßnahmen gegen die Bedrohung der Lebensgrundlagen ergreifen – und damit die eingegangenen internationalen Verpflichtungen zum Schutz von Klima und biologischer Vielfalt erfüllen. Es geht um Ehrlichkeit.
Zu den Lösungen gehören:
- die Reduzierung des Autoverkehrs bei gleichzeitiger Förderung anderer Verkehrsträger,
- die Beseitigung klima- und naturschädigender Subventionen,
- die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft,
- die Sicherstellung kurzer Wege mit Mitteln der Raumordnung und Bauleitplanung,
- ein Verbot von Produkten, die unter sozial und ökologisch nicht vertretbaren Bedingungen hergestellt werden sowie die Einführung verbindlicher, leicht verständlicher Produktinformationen
mit Angaben zum Energie- und Ressourcenverbrauch über den gesamten Lebenszyklus, - die Berücksichtigung der legitimen Interessen der Menschen in Deutschland, insbesondere der
sozial schwächeren, aber ebenso der Menschen in anderen Regionen der Welt, denen wir viele
negative Folgen unserer Lebensweise aufbürden.
Der Zeitpunkt für Veränderungen ist günstig
Die Corona-Krise zeigt, wie verwundbar Gesellschaften weltweit sind. Diese Verwundbarkeit wird mit ungebremst fortschreitender Umweltzerstörung, mit zunehmendem Artensterben und Klimawandel steigen und uns vor immer schwerer zu bewältigende, zeitlich nicht begrenzte Probleme stellen. Aus diesem Grund dürfen staatliche Konjunkturprogramme, Subventionen etc. nicht in ein einfaches „Weiter so“ investiert werden, sondern müssen auch der Schaffung der oben geforderten Rahmenbedingungen für eine klima- und naturverträgliche Lebensweise dienen. Je früher und effektiver Politik und Gesellschaft wirksame Maßnahmen zum Schutz von Umwelt, Natur und Klima ergreifen und umsteuern, umso weniger schmerzhaft wird es in Zukunft werden.
Ein zukunftsgerechter und naturverträglicher Umgang mit Energie und Ressourcen erfordert erhebliche Veränderungen, die manche auch als Verlust oder Belastung wahrnehmen werden. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir hierdurch insgesamt an Lebensqualität gewinnen. Denn die mit Klimawandel und Biodiversitätsverlust verbundenen Lasten und Kosten werden deutlich höher sein als die eines vorbeugenden Klima- und Naturschutzes. Wir sind daher bereit, die Konsequenzen unserer Forderungen zu tragen und die angestrebten Ziele und Maßnahmen aktiv zu unterstützen.
Konkret müssen wir..
- die Zielkonflikte zwischen verschiedenen gesellschaftlichen und individuellen Interessen sowie die
Widersprüche zwischen Reden und Handeln offen ansprechen und diskutieren, - aktiv für eine naturverträgliche Energiewende und einen naturverträglichen Klimaschutz werben,
- alle energie-, klima-, wirtschafts- und naturschutzpolitischen Entscheidungen aktiv unterstützen, die
sozial gerechte und effektive energiesparende Produktions- und Konsumstile fördern, auch wo sie
mit Veränderungen oder Mehrkosten verbunden sind, - die zwingend notwendigen politischen Veränderungen rechtlicher, institutioneller und ökonomischer
Rahmenbedingungen unterstützen - und all dies durch unser persönliches Verhalten unterstützen; etwa indem wir wo immer möglich
umweltfreundliche Verkehrsmittel wählen, auf Kurzstreckenflüge verzichten, unseren Fleischkonsum reduzieren und in unserem Kaufverhalten Produkte bevorzugen, die eine möglichst geringe
ökologische Belastung über den gesamten Produktzyklus hinweg aufweisen.
Quelle: Nach den Initiator*innen und Verfasser*innen:
Dr. Lars Berger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesamt für Naturschutz, Abteilung für Grundsatzangelegenheiten, integrativer Naturschutz und nachhaltige Nutzung, Bonn; Anja Bierwirth, Wissenschaftlerin im Bereich Klimaschutz, Köln; Dr. Lars-Arvid Brischke, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, Büro Berlin; Dr. Bernd Demuth, TU Berlin, Fachgebiet Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung; Dr. Dennis Eversberg, Nachwuchsgruppenleiter, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Soziologie; Dr. Corinna Fischer, Frankfurt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Öko-Institut, Dipl.-Ing. Jörg Göpfert, Studienleiter Umwelt und Soziales, Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V., Lutherstadt Wittenberg; Dr. Gregor Hagedorn, Initiator Scientists for Future, Berlin; Prof. Dr. Dieter Haselbach, Zentrum für Kulturforschung, Berlin; Prof. Dr. Stefan Heiland, TU Berlin, Fachgebiet Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung; Leon Leuser, adelphi, Berlin; Danny Püschel, NABU, Berlin; Dr. Corinna Vosse, Akademie für Suffizienz, Reckenthin // Link: Bereit zum Wandel – Aufruf (bereit-zum-wandel.de)