Anfänger sein

Wann war es das letzte Mal, dass Du etwas zum ersten Mal getan hast?

Ein neuer Anfang ist immer ein aufregender, innerer Umbruch. So geht es auch Berufseinsteiger*innen in Jobs, die eine gute Qualifikation, d.h eine lange Ausbilding voraussetzen.  Frisch von der FH oder Uni, die Bewerbungsgespräche gemeistert, schon in Praktika und Nebenjobs etwas Erfahrung gesammelt und los soll es gehen. Die erste Woche im Job ist meist mit Produktschulungen und Prozeduren vollgestopft. Das neue Laptop, die Spesenabrechnung, das Berichtswesen, die Firmenvision, die Marketingslogans, die tollen Produkte und die neuen Kolleg*innen. Dann geht los. Doch wie?

Fachlich gut ausgebildet sein, heißt ja nicht unbedingt, dass man weiß, was wichtig ist, wie man Kunden einschätzt und überzeugend rüberkommt. Ein Bachelor- oder Master-Abschluss macht noch keinen Vertriebsprofi.  Schnell wird einem bewusst, dass der Stoff aus der Hochschule nicht unbedingt zur Anwendung kommt, wenn es darum geht, Bedürfnisse der Kunden zu erkennen oder die Woche zu organisieren. Auch fachlich genau erklären zu können, wie die Produkte funktionieren, reicht nicht. Ziemlich bald wird einem bewusst, dass es auch darum geht, wie und mit wem man etwas bespricht. Nicht nur beim Kunden, auch firmenintern.

Schnell wollen andere über einen bestimmen und knallen den Kalender voll mit Terminen oder schaufeln ihre Aufgaben rüber. Wer da einmal „Ja“ sagt, wird das dann nicht mehr los.

Anfänger werden gerne ausgenutzt, ohne dass das unbedingt böse gemeint ist. Gerade die gut gemeinten Aufträge sind oft zu viel. “Du muss unbedingt mal Frau Müller kennenlernen!” “Du muss unbedingt mal mit Herr Schmidt durch die Produktion laufen!” “Du muss unbedingt zu Verbandstagung, weil da alle sind!” Du muss unbedingt das Buch vom Chef lesen, dann weißt du , wie der tickt!”  “Du muss mit Frank joggen gehen, der öffnet Dir alle Türen!”

Komischerweise herrscht allgemein die unausgesprochene Meinung, dass man durch die Anfängerphase möglichst schnell durchkommen sollte. Dabei ist gerade diese Phase für einen selbst extrem prägend. Wie Du etwas startest, bestimmt oft Deine innere Einstellung zu der Aufgabe über viele Jahre hinweg. Natürlich muss man in viele Dinge erst hineinwachsen, um sie zu verstehen und zu meistern. Dann kann es allerdings sein, dass die schöne Aufregung aus der Anfängerzeit den Routinen gewichen ist.

Darum unser Tip: Genieß die Anfängerzeit!

Sei stolz, etwas neu zu starten, was für andere vielleicht schon langweilig ist. Schließlich hast Du Dich dazu entschieden. Schreib ein Journal, um diese Gefühle und Erkenntnisse in Erinnerung zu behalten, oder zumindest einmal festzuhalten. Stell die einfachen Fragen, die Du die später nicht mehr erlauben kannst.  Höre auf Ratschläge, aber hinterfrage auch stets, von wem diese kommen! Such Dir Dinge, die du gut kannst als innerer, sicherer Hafen, um von dort aus Experimente in neuen Gebiete zu starten!

Ziehe regelmäßig Bilanzen; nach einem Monat, nach 100 Tagen, nach einen Jahr:
1. Wie geht es mir?
2. Was macht mir Spaß? Was will ich mehr tun?
3. Was will ich nicht mehr tun? Wie werde ich das los?

Viel Erfolg!!!